Können große Unternehmen wirklich regenerativ werden?
Die Erde zuerst

Können große Unternehmen wirklich regenerativ werden?

Einige der größten Agrar- und Lebensmittelunternehmen geben an, auf regenerative Landwirtschaft umzustellen. Sollte uns dies hoffen lassen, dass sich ein sinnvoller Wandel anbahnt? Oder ist eine weitere wichtige Bewegung zu einem bequemen Schlagwort für das Greenwashing der Unternehmen geworden?

Für regenerative Landwirtschaft gibt es keine einheitliche Definition. Es gibt keine festen Regeln, wie man sie betreibt oder was genau man erreichen sollte. Einerseits bedeutet dies, dass regenerativ wirtschaftende Landwirt:innen die Freiheit haben, auf ihre individuelle Situation bestmöglich zu reagieren - jeder Betrieb ist ein einzigartiges Ökosystem, sodass die Landwirt:innen in der Lage sein müssen, die beste Entscheidung für ihre jeweilige Situation zu treffen. Aber es schafft auch ein Umfeld, das reif für leere Versprechungen und Greenwashing ist. Doch auch wenn es keine allgemeingültige Definition des Begriffs "regenerativ" gibt, sind sich die meisten einig, dass regenerative Landwirtschaft bedeutet, Lebensmittel so anzubauen, dass die Gesundheit des Bodens verbessert wird, was auch den Menschen und der Umwelt zugute kommt.

Warum ist regenerative Landwirtschaft auf dem Vormarsch ?

Für viele Landwirt:innen reicht es nicht mehr aus, "nachhaltig" zu wirtschaften. Sie haben den Eindruck, dass wir über die Nachhaltigkeit hinausgehen und Agrarsysteme schaffen müssen, die den Boden, auf den wir angewiesen sind, aktiv regenerieren. Nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen gehen jedes Jahr weltweit 12 Millionen Hektar Land durch Degradation verloren, und in der Europäischen Union sind bis zu 70 % der Böden durch eine nicht nachhaltige Bewirtschaftung geschädigt.1 Diese Bodendegradation beeinträchtigt die Qualität und Quantität der verfügbaren Lebensmittel und wirkt sich auf die ökologische Funktion des Bodens aus.2 So werden durch die Verschlechterung der Böden beispielsweise riesige Mengen an Kohlenstoff freigesetzt, der in der Atmosphäre zu einem das Klima erwärmenden Gas wird, anstatt als fruchtbarkeitsfördernde Substanz im Boden zu verbleiben.3 Viele konventionelle Anbaumethoden, die den Böden schaden, verursachen auch weitere soziale und ökologische Schäden, wie zum Beispiel die Beeinträchtigung des natürlichen Wasserkreislaufs, die zu vermehrten Überschwemmungen beiträgt, und die übermäßige Verwendung synthetischer Düngemittel, die zu übermäßigem Nährstoffabfluss und "toten Zonen" in unseren Ozeanen führen können. Deshalb sagen die regenerativen Landwirt:innen, dass es an der Zeit ist die Dinge aktiv zu verbessern anstatt das Kaputte zu erhalten. Es ist Zeit, zu regenerieren.

Nun, da das Konzept der regenerativen Landwirtschaft immer beliebter wird, ist es nicht verwunderlich, dass große Unternehmen behaupten, hinter dieser Form der Landwirtschaft zu stehen, sei es durch Investitionen in regenerative Verfahren oder durch das Versprechen, regenerative Produkte zu beziehen. Schließlich sagen Marktexperten, dass die "Regenerative Landwirtschaft- Industrie" im Jahr 2022 einen Wert von mehr als 8,5 Mrd. USD hatte und zwischen 2023 und 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 15 % wachsen soll. Während Kritiker:innen argumentieren, dass die regenerative Landwirtschaft gar keine Industrie ist, sondern eher ein Weg, das gewinnorientierte Landwirtschaftsmodell durch ein Modell zu ersetzen, das den Menschen und die Natur respektiert, macht diese Bewertung sie zu einer attraktiven Geschäftsperspektive.15 Aber können große Lebensmittelunternehmen wirklich regenerativ werden ? Oder versuchen sie, ihr Image aufzupolieren, um von der Aufmerksamkeit der Verbraucher zu profitieren?

Wie die Flexibilität bei der Definition zu Greenwashing führen kann

Für diejenigen, die wirklich mit Gedanken an regenerative Zielen wirtschaften, kann die Flexibilität bei der Definition regenerativer Landwirtschaft von Vorteil sein. Denn wenn man im Einklang mit den Rhythmen der Natur wirtschaftet, muss man flexibel reagieren können. Vielleicht wird in einem Jahr Dürre die Menge des Grases auf den Feldern beeinflussen. Sollte ein Landwirt:in gezwungen sein, sein Vieh täglich umzutreiben, nur um seinen vorher geplanten regenerativen Weideplan einzuhalten? In einem Szenario, in dem die Tiere nicht genug zu fressen bekommen, könnte der Landwirt:in wissen, dass stattdessen der Boden von etwas profitieren würde, das den Tieren schaden würde oder die Produktivität verringert.

Das Fehlen einer Definition bedeutet, dass sich die Landwirt:innen auf die größeren Ziele konzentrieren können, wie die Verbesserung der Bodengesundheit und die Schaffung eines gesunden Ökosystems auf dem Hof, während sie sich gleichzeitig bestmöglich um ihre Tiere und ihren Lebensunterhalt kümmern.

Aber für diejenigen, die einen unzureichend regulierten Markt ausnutzen wollen, kann diese Unklarheit die Bewegung der regenerativen Landwirtschaft attraktiv machen. Da es keine klar geregelten Grenzen gibt, ist die regenerative Bewegung sehr anfällig für Greenwashing - vor allem, weil es ziemlich einfach ist, zu behaupten, dass man an etwas teilnimmt, für das es keine Definition gibt.

Wo ziehen wir die Grenze?

Um zu verstehen, wo wir die Grenze zwischen regenerativer Landwirtschaft und Greenwashing ziehen, sprach ich mit Philippe Birker, einem Mitbegründer von Climate Farmers. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, Landwirt:innen bei der Umstellung auf regenerative Landwirtschaft zu unterstützen, indem sie ihnen den Zugang zu dem notwendigen Wissen und den notwendigen Finanzmitteln erleichtert.

Ich fragte ihn, ob wir froh oder besorgt darüber sein sollten, dass große Unternehmen das Wort "regenerativ" überall auf ihren Websites platzieren.

"Die Aufmerksamkeit ist gut", sagt er. "Wir sollten nicht vergessen, dass regenerative Landwirtschaft nichts Neues ist." Landwirt:innen setzen schon seit Jahrzehnten regenerative Techniken ein, ohne dass sie immer die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Seit 2017 schwärmen alle großen Zeitschriften von der regenerativen Landwirtschaft, und insgesamt ist es gut, dass große Unternehmen ihre Marketingbudgets nutzen, um über regenerative Landwirtschaft zu sprechen und sie zu fördern."

Problematisch wird es, wenn wir die erklärten Absichten der Konzerne und die konkreten Daten zur regenerativen Landwirtschaft vergleichen.

"Im Jahr 2018 habe ich versucht, die regenerativ wirtschaftenden Landwirt:innen in Westeuropa aufzuspüren. Ich konnte nur 60 finden". Diese Zahl ist sicherlich gestiegen, räumt er ein, aber wir wissen nicht, wie viele regenerativ wirtschaftende Landwirt:innen es wirklich gibt. Und Philippe hält es für unwahrscheinlich, dass das Angebot an regenerativen Produkten mit den Ankündigungen Schritt halten kann, dass die Unternehmen bis 2030 zu 100 % auf regenerative Produkte umsteigen werden.

"Ich mache mir Sorgen, dass es nicht genug Beweise gibt, um die Behauptungen der Lebensmittelunternehmen über die Beschaffung regenerativer Produkte zu untermauern", sagt er. "Und wir müssen sicherstellen, dass jeder, der behauptet, seine Lieferkette sei regenerativ, über Daten verfügt, die dies belegen.

Laura und Johannes sind Teil des Netzwerks der Climate Farmers und wirtschaften auf ihrem Hof in Schwerin mit regenerativen Methoden. Obwohl die Zahl der regenerativ wirtschaftenden Landwirt:innen in Europa zunimmt, bleibt die Gemeinschaft klein. Bilder mit freundlicher Genehmigung von Climate Farmers.

Das ist ein guter Punkt, auf den auch ich bei meinen Recherchen zu diesem Thema gestoßen bin. Ich habe zum Beispiel entdeckt, dass McCains ein Rahmenwerk für regenerative Landwirtschaft veröffentlicht hat, in dem sie sich verpflichten, bis Ende 2030 auf 100 % ihrer Kartoffelanbaufläche weltweit regenerative Anbaumethoden einzuführen.4 Mit der Veröffentlichung eines Rahmenwerks sind sie vielen ihrer Konkurrenten bereits einen Schritt voraus, und der Wunsch, sich für regenerative Praktiken einzusetzen, ist zweifellos eine gute Sache. Im Kleingedruckten des Rahmenwerks heißt es jedoch, dass die "100-prozentige Umstellung" in Wirklichkeit bedeutet, dass bis 2030 100 % der Landwirt:innen an Schulungen zur regenerativen Landwirtschaft und einer Bodengesundheitsbewertung teilnehmen, und im gleichen Zeitraum auf 50 % der McCain-Kartoffelanbauflächen Praktiken auf "Anfänger"-Niveau eingeführt werden sollen.4

Schulungen und Untersuchungen der Bodengesundheit sind gute erste Schritte auf dem Weg zu einer regenerativen Landwirtschaft, aber eine Schulung und eine erste Bodenuntersuchung bedeuten noch keine regenerativen Praktiken auf dem Feld. Es ist leicht nachvollziehbar, dass Verbraucher:innen mit guten Absichten aufgrund dieser sorgfältig formulierten regenerativen Versprechen Produkte kaufen - in dem Glauben, dass ein Unternehmen eine "Vorreiterrolle" bei der positiven Veränderung spielt. Aber ohne Vorschriften oder Definitionen, die die Unternehmen zur Verantwortung ziehen, können die Verbraucher um ihr Geld gebracht werden.

Schließlich bedeutet die Bewertung des Bodenzustands nicht, dass sich der Boden verbessert, und es ist nicht klar, ob es sich bei der Schulung um ein einstündiges Webinar oder einen tiefer gehenden praktischen Kurs handelt, oder wer die Zeit bezahlt, die die Landwirt:innen investieren müssen. Während es also im Großen und Ganzen positiv ist, dass sich ein großes Unternehmen wie McCains, dessen Pommes frites ich schon oft genossen habe, engagiert, sollten wir unsere Begeisterung mit einer gewissen Vorsicht bremsen, was Ankündigungen über einen "regenerativen Übergang" wirklich beinhalten.

Was haben Bayer und die regenerative Landwirtschaft gemeinsam ?

Bayer ist eines der größten Pharma- und Biotechnologieunternehmen der Welt. Im Jahr 2016 übernahm Bayer Monsanto, das wahrscheinlich am besten für die Entwicklung von "Roundup" - einem Pestizid auf Glyphosatbasis - und die Entwicklung von genmodifizierten Pflanzen bekannt ist, die gegen Roundup resistent sind, die sogenannten "Roundup ready crops". Diese pestizidresistenten Pflanzen haben zum Teil zu einer massiven Ausweitung synthetischer Pestizide geführt, weil sie überleben, was sonst kaum jemand kann - Glyphosat.

In Krisensituationen können Pestizide Ernten vor Schäden und Verlusten bewahren - wichtig für die Ernährungssicherheit und den Lebensunterhalt der Landwirte. Aber der Einsatz von Pestiziden als alltägliches Hilfsmittel kann tiefere Probleme in unseren Systemen der Lebensmittelproduktion verschleiern. Roundup-fähige Pflanzen haben es möglich gemacht, außerhalb der Rhythmen der Natur zu arbeiten und landwirtschaftliche Betriebe nicht mehr als Ökosysteme zu behandeln, die sie sind. Wenn man riesige Monokulturen anpflanzt und sie mit einem Pestizid besprüht, das zwar Insekten und Pflanzen, nicht aber die eigene Ernte tötet, ist man nicht mehr verpflichtet, die Artenvielfalt auf dem Land wiederherzustellen, um Schädlingsarten zu jagen, oder eine Vielfalt von Pflanzen zu pflanzen, um Krankheiten in der eigenen Ernte zu bekämpfen. Aber es hat natürlich auch Folgen, wenn man seinen Betrieb aus dem Ökosystem herausnimmt. Wenn Schädlinge resistent werden, müssen die Landwirt:innen noch mehr Pestizide versprühen. 5

Glyphosat wurde im Urin von 99 % der französischen Studienteilnehmer gefunden.6 Die Internationale Agentur für Krebsforschung hat Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend für den Menschen" eingestuft, obwohl die US-Umweltbehörde EPA anderer Meinung ist.7

Als ich mir die Website von Bayer anschaute, fiel mir auf, dass auf einer einzigen Seite 19 Mal von "regenerativer" Landwirtschaft die Rede ist.8 Als ich versuchte, herauszufinden, wie das Unternehmen regenerative Landwirtschaft betreibt, stieß ich auf die patentierte gentechnisch modifizierte (GMO) Pflanze “CoverCress”, ein Name, der einer gängigen Praxis der regenerativen Landwirtschaft ähnelt, die als "cover cropping" bekannt ist. In den internen Dokumenten von Bayer wird CoverCress als "eine neue Cash-Cover-Kultur" bezeichnet, die im Rahmen eines "geschlossenen Produktionsvertrags" betrieben wird.

Die teilnehmenden Landwirt:innen werden dieses gentechnisch veränderte Saatgut im Rahmen eines Vertrags mit Bayer anbauen. Die Ernte wird vom globalen Agrarunternehmen Bunge zerkleinert, das sie an Chevron liefert, um sie in Flugbenzin umzuwandeln. Die Gewinne werden dann mit den Eigentümern von CoverCress geteilt: Bayer, Chevron und Bunge.9,10

Ausgehend von den internen Dokumenten von Bayer erhalten die Landwirt:innen eine Gebühr für den Anbau einer GMO-Biodiesel-Pflanze, wobei die Gewinne zwischen einigen wenigen Konzernen aufgeteilt werden, die das Saatgutpatent besitzen. Und wenn wir einsichtig sind, glaube ich, dass wir uns von dem entfernt haben, was eine Deckfrucht eigentlich sein sollte.

Zwischenfrüchte sind ein wichtiger Bestandteil der regenerativen Landwirtschaft und werden zum Schutz und zur Anreicherung des Bodens angebaut. Sie können Bodenerosion verhindern, Unkraut unterdrücken, Bodenverdichtung verhindern und Bestäuber anlocken.11 Wichtig ist, dass Zwischenfrüchte in den Boden eingearbeitet und nicht geerntet werden (z. B. durch Walzen oder Beweidung), um die organische Substanz des Bodens zu erhöhen - eine Schlüsselkomponente der Fruchtbarkeit. Soweit ich es verstehe, bedeutet der Zwischenfruchtanbau nicht, dass man eine patentierte Biodiesel-Cash-Crop im Auftrag großer Lebensmittelkonzerne anbaut, die sich um die Verarbeitung kümmern und den Gewinn teilen. Selbst die Beschreibung von CoverCress als "neue Cash-Cover-Crop" ist für mich etwas verwirrend. Der Anbau von CoverCress kann durchaus Vorteile für den Boden bringen, je nachdem, wie viele synthetische Mittel während des Wachstums verteilt werden und wie viele Traktorüberfahrten vor der Ernte erforderlich sind. Dennoch scheint eine gentechnisch veränderte Biodieselpflanze weit entfernt von der bewährten Praxis des Zwischenfruchtanbaus zu sein, bei der Landwirte eine Mischung aus einheimischen Gräsern und Wildblumen anbauen, während sich das Land von der Kultivierung erholt.


Wenn Bayer(-Monsanto) die regenerative Landwirtschaft unterstützen will, ist das eine gute Nachricht.
Ich möchte daran glauben, dass die Zukunft der Landwirtschaft rosig ist, und dass Unternehmen wie Bayer ihre Geschäftspraktiken und die von ihnen entwickelten Produkte vollständig ändern müssen, wenn sie mit der regenerativen Bewegung Schritt halten wollen. Es ist zweifellos wichtig, dass sie an der Diskussion teilnehmen. Aber wir müssen aufpassen, dass Unternehmen, die die industrielle Landwirtschaft fördern, nicht anfangen, den Begriff "regenerativ" zu verwenden, wenn sie nicht wirklich zu gesünderen Böden, zur Wiederherstellung von Ökosystemen und zu sozialer Gerechtigkeit beitragen.

Nahrungsmittelkonzerne: Regenerativ oder Greenwashing ?

Um einen Teil der Last zu verteilen: Bayer ist nicht das einzige Agrar- und Lebensmittelunternehmen, das mit dem Begriff "regenerativ" vielleicht etwas locker umgeht. Ein Bericht von FAIRR aus dem Jahr 2023 untersuchte 79 globale Lebensmittel- und Einzelhandelsriesen, die über 3 Billionen Dollar wert sind und ein Drittel des Sektors repräsentieren. Sie fanden heraus, dass 50 der 79 Megakonzerne in ihren Berichten Initiativen für eine regenerative Landwirtschaft erwähnen. Aber nur relativ wenige von ihnen konnten ihre Behauptungen sinnvoll untermauern.12

Von den 50 Agrar- und Lebensmittelriesen, die regenerative Landwirtschaft erwähnen, hatten nur 36 % quantifizierte regenerative Ziele.12 Das Fehlen von Zielen zeigt eine Diskrepanz zwischen dem, was sie sagen, und der Umsetzung. Aber auch die Unternehmen mit Zielvorgaben waren nicht unbedingt besser. Nur 16 % der 50 Unternehmen sprachen über Messgrößen oder Daten, und nur vier hatten Basiswerte festgelegt, um den Fortschritt zu messen.12 Die engagiertesten Akteure der Branche werden benachteiligt, wenn wir keine kohärenten Basiswerte festlegen. Wenn zwei Unternehmen sagen, dass sie die "Bodengesundheit" in 90 % der landwirtschaftlichen Betriebe verbessert haben, wir aber nicht festgelegt haben, was "Verbesserung der Bodengesundheit" bedeutet, könnten sie die gleiche Anerkennung erhalten, obwohl sie drastisch unterschiedliche Beiträge zur Regenerationsbewegung leisten. Diese Zweideutigkeit kann wiederum die Verbraucher verwirren und sinnvolle Veränderungen verwässern.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Landwirt:innen im Mittelpunkt der regenerativen Landwirtschaft stehen. Sie werden die Entscheidungen vor Ort treffen und umsetzen. Allerdings arbeiten nur 50 % der Unternehmen mit ihren Lieferant:innen zusammen, und nur 8 % haben konkrete finanzielle Unterstützung für Landwirt:innen zugesagt, die von industrieller auf regenerative Landwirtschaft umstellen.12 Die finanzielle Last auf den Schultern der Landwirt:innen zu belassen, die oft schon hohe Schulden und unfaire Verträge mit Supermärkten haben, ist vielleicht nicht der fairste oder effektivste Weg, um einen sinnvollen Systemwandel voranzutreiben.13

Wo die Politik in´s Spiel kommt

Je größer das Unternehmen, desto bedeutender ist sein Einfluss, den es auf das globale Ernährungssystem haben könnte. Die Verwendung des Begriffs "regenerative Landwirtschaft" muss sich jedoch auf sinnvolle Veränderungen auf betrieblicher Ebene stützen. Die Politik ist vielleicht der beste Weg, dies zu verwirklichen. Die EU hat bereits angekündigt, dass sie bis 2026 allgemeine und ungesicherte "Greenwashing"-Begriffe wie "grün", "bewusst", "umweltfreundlich" und "kohlenstoffneutral" ohne Nachweis einer anerkannten hervorragenden Umweltleistung, die für die Behauptung relevant ist, auf Produkten verbieten wird. Darüber hinaus werden nur noch Nachhaltigkeitskennzeichnungen erlaubt sein, die auf anerkannten Zertifizierungssystemen beruhen oder von öffentlichen Behörden eingeführt wurden.14 Wenn dies wie geplant geschieht, könnte es dazu beitragen, dass nur noch Unternehmen, die sich an die Regeln halten, Angaben zu ihren Umweltauswirkungen machen dürfen. Und wenn der Begriff "regenerative Landwirtschaft" in die Gesetzgebung aufgenommen würde, könnte dies dazu beitragen, das Greenwashing der regenerativen Bewegung durch Unternehmen zu verhindern.



Hinweise
  1. Gerke (2022) “The Central Role of Soil Organic Matter in Soil Fertility and Carbon Storage” Soil Systems; 6(2):33
  2. McCain (2023) “McCain’s Regenerative Agriculture Framework”, Aufgerufen am 18.2.2024
  3. Hawkins, Bass, Dixon & Neve (2019) “The evolutionary origins of pesticide resistance” Biol Rev Camb Philos Soc; 94(1): 135-155
  4. Grau, D., Grau, N., Gascuel, Q. et al. (2022) “Quantifiable urine glyphosate levels detected in 99% of the French population, with higher values in men, in younger people, and in farmers.” Environ Sci Pollut Res 29, 32882–32893
  5. Benbrook, (2019) “How did the US EPA and IARC reach diametrically opposed conclusions on the genotoxicity of glyphosate-based herbicides?”. Environ Sci Eur 31, 2
  6. Bayer (2023) “Shaping the Future of Farming”, Aufgerufen am 18.02.2024
  7. Bayer (2022) “Fields of Opportunity”, Aufgerufen am 18.02.2024
  8. Reidy (2022) “Bayer Acquires Majority Share in CoverCress Inc.”, Aufgerufen am 18.02.2024
  9. USDA (2024) “Cover Crops and Crop Rotation”Aufgerufen am 18.02.2024
  10. Boucher, Mohankumar & Montosa (2023) “The Four Labours of Regenerative Agriculture – Paving the Way Towards Meaningful Commitments” FAIRR
  11. Woodward (2021) “We need better and fairer supply chains” Sustainable Food Trust, Aufgerufen am 18.02.2024
  12. European Parliament (2023) “EU to ban greenwashing and improve consumer information on product durability”, Aufgerufen am 18.02.2024
  13. Grand View Research (2022). ‘Regenerative Agriculture Market Size & Share Report, 2030’.
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