Bienen in der Stadt: 23 Bezirke, 23 Honigsorten

Bienen in der Stadt: 23 Bezirke, 23 Honigsorten

Autohupen, graue Hochhäuser, rundherum nichts als Stadt. Über den Betonplatten, die das Dach zieren, scheint sich die Luft zu bewegen – so, wie über dem heißen Asphalt der Autobahn. Doch die Hitze ist heute gar nicht für dieses Phänomen zuständig: Denn hunderte Bienen schwirren knapp über dem Boden, fliegen aus dem Stock in Richtung Stadt, oder kommen soeben mit Pollen pollen bepackt wieder auf das Dach in Meidling, dem 12. Wiener Gemeindebezirk, zurück.

Neben den 500 Wildbienenarten, die es in Wien gibt, haben auch viele Honigbienen ein Zuhause in der Hauptstadt Österreichs gefunden. So finden sich in jedem der 23 Wiener Gemeindebezirke auch Bienenstöcke der Wiener Bezirksimkerei – jeweils mindestens fünf, um genau zu sein. Der Gründer Matthias Kopetzky hatte mit der Imkerei vorerst als Hobby begonnen und pflegte seine Bienenstöcke im 12. Bezirk. Seine Schwägerin hatte ihre im 22. Bezirk platziert. Sie bemerkten, dass der Honig aus dem jeweiligen Stadtteil anders schmeckte.

Kopetzky stellte sich die Frage: Wieso nicht eine Imkerei in der Stadt aufziehen? Heute, sechs Jahre nach der Gründung, sind es bereits rund 100 Stöcke, die in privaten Gärten, auf Hoteldächern oder den Höfen von Museen einen Platz gefunden haben. Die bio-zertifizierte Wiener Bezirksimkerei ist dabei  die einzige Erwerbsimkerei in Wien. Die 23 unterschiedlichen Honigsorten verkaufen sie in ausgewählten Geschäften. 

Was machen Bienen in der Stadt? 


Foto: Wiener Ball der Wissenschaften

Bienen in der Stadt – das hört sich vorerst etwas komisch an. Doch für Bienen und Mensch kann es sogar gesünder sein: Wien spritzt die Gärten und Parks nicht mit Pestiziden. Auch der Honig ist deshalb weniger belastet. Die Bienen haben weniger Fressfeinde wie Frösche und manche Vogelarten. Und auch die Diversität an Pflanzen ist österreichweit in Wien am höchsten. „In den Gegenden außerhalb der Stadt finden sich schnell landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Und dort dominieren Monokulturen“, sagt Maria Binder, Imkerin bei der Bezirksimkerei. Bis zu drei Kilometer ist der Flugradius der Honigbiene, doch meist suchen sie sich den nächsten und ertragreichsten Ort. In der Frühe fliegen Scout-Bienen aus, die das Angebot überprüfen. Sie nehmen eine Kostprobe mit und führen den bekannten Schwänzeltanz vor ihren Kollegen auf, um ihre weiterentfernte Futterquelle zu bewerben. Eine ziemliche Überzeugungsarbeit. Je nach Bezirk, bringen sie dabei etwas anderes in den Stock zurück.

Die Bezirksimkerei hat den Honig aus allen Stöcken analysiert und konnte sogenannte Pollenprofile erstellen. Diese  zeigen, welche Pflanzenarten in welcher Honigsorte zu finden sind. Die Bienen im ersten Bezirk finden ihr Futter vermutlich vermehrt bei den Rosenbüschen im nahegelegenen Park – dem Burggarten. Der 15. Bezirk ist bekannt für seinen Lavendelgeschmack, ein dortiges Hotel hat sein Dach entsprechend begrünt. Insgesamt sind es mehr als 40 Pflanzenarten, die im Honig wiedergefunden wurden. 

Wie geht es den Bienen?

Bienen in der Stadt zu halten, hat viele Vorteile. Wenn es aber wie in den letzten Jahren schon öfter noch kalt und regnerisch im Frühling bleibt, dann ist es auch für die Imker in der Stadt schwierig. „Honigbienen fliegen erst ab 10 Grad und nur, wenn es nicht regnet“, sagt Binder und hebt mit einem Schwung einen der Rahmen aus dem Stock. Ganz oben findet sich der Honigraum, doch dort sind im Moment noch keine Waben angelegt – die Bienen konnten den beschränkten Nektar nur für die eigene Brut verwenden. Zu wenig, um auch noch extra Honig anzulegen. Es ist das Wetter, das ihnen zu schaffen macht, aber auch klimatische Veränderungen, die die Pflanzen spüren. Ist es zu trocken, produzieren Bäume wie Linden keinen oder nicht genug Nektar. Manchmal muss die Bezirksimkerei deshalb mit Zuckerwasser zufüttern. Die Veränderungen merkt man auch den Bienen selbst an: „Jeder Bienenstock ist wie ein Individuum. Und das hat natürlich eine eigene Persönlichkeit – die auch manchmal grantig sein kann“, sagt Binder. Ihr jedenfalls macht das nichts aus. Selbst ohne Schutzkleidung schiebt sie den Rahmen zurück in den Stock. Zeit, die Bienen wieder arbeiten zu lassen. 

andererseits ist ein Projekt für Inklusion im Journalismus. Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten gemeinsam an journalistischen Beiträgen. Die Unterstützung, die dafür gebraucht wird, variiert von Person zu Person und von Beitrag zu Beitrag. Hier findet ihr mehr!

Was haltet ihr von der Haltung von Bienen in der Stadt und wäre der Honig der Bezirksimerei was für euch? Sagt es uns gerne unten in den Kommentaren! 

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