Einweg-Essstäbchen und ihre Auswirkung auf unsere Umwelt
Die Erde zuerst

Einweg-Essstäbchen und ihre Auswirkung auf unsere Umwelt

Einwegbesteck wie Einweg-Essstäbchen sind praktisch für uns, doch ist es unsere Natur, die am Ende den Preis dafür zahlt. Für die Herstellung von Essstäbchen braucht es Holz, was die Abholzung steigert, ihre Entsorgung belastet die Mülldeponien zusätzlich. Im Folgenden präsentieren wir einige Gründe für ein eigenes, nachhaltiges Paar Essstäbchen.

Einweg-Essstäbchen gibt es schon seit dem späten 19. Jahrhundert. Damals aßen Bauarbeiter in Japan ihre Mahlzeiten mit kleinen Stöcken und warfen diese danach weg.1 Heutzutage findet man die moderne Version dieser Erfindung in eine Papierhülle verpackt zum Auseinanderbrechen in asiatischen Restaurants. Und die Nachfrage steigt immer weiter: In China werden mittlerweile jedes Jahr fast 80 Milliarden Paar Einweg-Essstäbchen produziert - das sind etwa 10 Paar für jeden Menschen auf der Welt.2

In den meisten Teilen der Welt werden diese kostengünstig hergestellten Essstäbchen der robusteren Version vorgezogen – eben weil sie billig, praktisch und hygienisch sind. Leider belastet die massive Fertigung und Verwendung von Einweg-Essstäbchen, wie fast alle Einwegartikel, unsere Umwelt, sowohl bei der Herstellung als auch nach der Entsorgung. 

Die Abholzung von Wäldern und der daraus folgende Verlust der Artenvielfalt

Wer schon einmal ein Paar Einweg-Essstäbchen auseinandergebrochen hat, weiß, dass sie aus Holz hergestellt werden - hauptsächlich aus Bambus, Birke, Pappel, Fichte oder Baumwollholz.3 Einige dieser Baumarten stammen aus schnell wachsenden Forstgebieten, aber die meisten der 20 Millionen Bäume, die jedes Jahr in China zu diesem Zweck gefällt werden, kommen tatsächlich aus ausgewachsenen Hainen, die über mindestens zwei Jahrzehnte gewachsen sind.4

China hat als Hauptproduzent von Einweg-Essstäbchen bereits enorme Verluste in der natürlichen Forstwirtschaft zu verzeichnen und versucht nun, die prekären Auswirkungen der Produktion durch umfangreiche Aufforstungs- und Wiederaufforstungsprogramme wieder auszugleichen. Dies sind zwar wichtige und konsequente Maßnahmen, allerdings muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Verlust der biologischen Vielfalt, der durch das Fällen von gewachsenem Baumbestand entsteht, nicht vollumfänglich durch das Pflanzen von neuen Bäumen in einem anderen Gebiet ausgeglichen werden kann.5 Viele wichtige Baumarten brauchen Jahrzehnte, um in ihrer Umgebung zu wachsen und zu reifen und übernehmen dabei bestimmte Aufgaben im Ökosystem, was jüngere und schnell wachsende Bäume nicht tun.

Außerdem halten Bäume mit ihrem ausgedehnten Wurzelsystem den Boden zusammen und verhindern so Erosionen und Erdrutsche – ein Phänomen, das an Orten, an denen Abholzung schon weiterverbreitet ist, immer häufiger auftritt. Selbst wenn man also alle Bäume ersetzen würde, die für die Herstellung von Einweg- Essstäbchen gefällt werden, würde dies nicht zur Erhaltung des vorhandenen Ökosystems beitragen. Ein funktionierendes Ökosystem lebt vom Austausch zwischen der Tier- und Pflanzenwelt. In einem neu wachsenden Wald muss sich dieses System erst entwickeln.6

Dorfbewohner in Ji'an, Provinz Jiangxi, China trocknen Bambusstäbe für die Herstellung von Essstäbchen aus Bambus (2019). Die Essstäbchenproduktion in Ji'an ist zwar noch jung aber bereits sehr groß, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, so Historiker Q. Edward Wang, Autor des Buches Chopsticks: A Cultural and Culinary History.

Einweg-Essstäbchen: ein toxisches Paar

Einweg-Essstäbchen werden bei der Herstellung einem gewissen Behandlungsprozess unterzogen, bei dem üblicherweise Chemikalien wie Paraffin, Wasserstoffperoxid und Schwefel zum Einsatz kommen. Durch diese Behandlungen wird das Holz gebleicht, damit alle Stäbchen gleich aussehen. Zudem wird verhindert, dass sich auf den Essstäbchen selbst bei langer Lagerung Schimmel bilden kann.7 Diese chemische Behandlung führt aber dazu, dass die Einweg-Essstäbchen nicht biologisch abbaubar sind. So landen sie nach ihrer Entsorgung in der Regel auf Mülldeponien oder werden verbrannt.8

Wenn biologisch nicht abbaubare Lebensmittelverpackungen wie Einweg-Essstäbchen nicht ordnungsgemäß entsorgt werden, können sie Land- und Meeresökosysteme verschmutzen und ergo die ansässige Tierwelt gefährden. Zudem geht den Städten angesichts der immer mehr steigenden Abfallmenge der Platz auf den Mülldeponien aus, wo der Abfall idealerweise sicher gelagert wird. Dadurch kommt es vermehrt zu illegalen Wegen der Müllentsorgung und offenen Verbrennungen des Mülls.9,10 Bei chemisch behandelten Produkten wie Einweg-Essstäbchen ist eine ordnungsgemäße Verbrennung allerdings entscheidend, um zu verhindern, dass potenziell giftige Emissionen in die Luft gelangen. Wenn solch synthetisch behandelten Abfälle offen verbrannt werden, verursachen sie möglicherweise mehr Luftverschmutzung, als uns bewusst ist, da diese Luftverunreinigungen nicht offiziell erfasst werden.11

Das immer größer werdende Abfallproblem ist jedoch nicht unbemerkt geblieben. Wissenschaftler untersuchen, inwiefern man Einweg-Essstäbchenabfälle zur Herstellung grüner Verbundwerkstoffe verwenden kann, indem man die in den Essstäbchen vorhandenen Bambusfasern biologisch abbaubaren Kunststoffen beimischt.13 Andere Forschende haben sogar einen Weg gefunden, diese Abfälle zur Herstellung nachhaltiger Elektroden für Batterien zu verwenden.14 Vielleicht kann aus unseren gebrauchten Essstäbchen sogar ein fester Biobrennstoff werden, der unseren Bedarf an Kohle reduzieren könnte.15 Es ist spannend, über diese Möglichkeiten nachzudenken, aber wir sind noch weit davon entfernt, eine beständige und nachhaltige Lösung für das Müllproblem von Einwegprodukten zu haben.

Sag „Nein“ zu Einmal-Essstäbchen

Wenn das Wegwerfen das Problem ist, was ist denn, wenn man Einweg-Essstäbchen mehr als nur einmal benutzt? Tatsache ist: Billige Essstäbchen aus Holz sind dafür nicht gemacht, – sie brechen oder splittern wesentlich schneller als richtige Essstäbchen. Abgesehen davon scheinen eine Handvoll kleinerer Studien darauf hinzudeuten, dass unter bestimmten Umständen unerwünschte Stoffe aus Einweg-Essstäbchen austreten können, deren Konsum es sicherlich besser zu vermeiden gilt.12

Es gibt vermutlich keinerlei Grund zur Sorge, wenn man Einweg-Essstäbchen für eine schnelle Mahlzeit verwendet, aber es ist nicht ratsam, sie über einen längeren Zeitraum hinweg wiederzuverwenden. Einweg-Essstäbchen sind, wie der Name schon sagt, nicht für die Wiederverwendung konzipiert. Die potenziellen gesundheitlichen Folgen einer langfristigen Wiederverwendung der Essstäbchen sind bisher noch nicht gründlich untersucht worden.

Verwende dein eigenes Paar nachhaltiger Essstäbchen

Warum sollte man sich nicht einfach ein Paar wiederverwendbare Essstäbchen kaufen? Für zu Hause ist ein Set klassischer Essstäbchen ideal. Und selbst für außer Haus gibt es Reiseesstäbchen, die gut in jede Tasche passen.

Wir haben uns an wiederverwendbare To-go-Becher gewöhnt, warum also auch nicht an nachhaltige To-go-Essstäbchen? Gerade auch wenn man bedenkt, welche negativen Auswirkungen ihre Herstellung und Entsorgung auf die Umwelt haben.

Hinweise
  1. Wang (2015) Chopsticks: A Cultural And Culinary History. Cambridge: Cambridge University Press
  2. Dewey,C (2013), “China’s disposable chopstick addiction is destroying its forests”, Washington Post, aufgerufen am 10.04.2021
  1. Nuwer,R. (2011), “Disposable Chopsticks Strip Asian Forests”. New York Times, aufgerufen am 10.04.2021.
  2. Luo,C., “China's 80 billion disposable chopsticks a 'burden' on forests”. South China Morning Post. Aufgerufen am 10. 04.2021.
  3. Yang, et al. (2019). Effectiveness of China’s protected areas in reducing deforestation. Environmental Science and Pollution Research, 26(18), 18651-18661.
  4. Miura, et al. (2015). Protective functions and ecosystem services of global forests in the past quarter-century. Forest Ecology and Management, 352, 35-46.
  5. “Sticks in the Gullet” (2014), Economist, aufgerufen am 10. 04.2021
  6. Packaging Waste Statistics, Eurostat, aufgerufen am 31.01.2024
  7. Molina-Besch, K. (2020). Food delivery packaging and tableware waste. Nature Food, 1(9), 531-532, aufgerufen am 11.04.202
  8. Song, G., Zhang, H., Duan, H., & Xu, M. (2018). Packaging waste from food delivery in China’s mega cities. Resources, Conservation and Recycling, 130, 226-227, aufgerufen am 11.04.2021
  9. Wiedinmyer, C., Yokelson, R. J., & Gullett, B. K. (2014). Global emissions of trace gases, particulate matter, and hazardous air pollutants from open burning of domestic waste. Environmental science & technology, 48(16), 9523-9530, aufgerufen am 11.04. 2021
  10. Li, J., Chen, S., Li, W., Yang, G., & Zhu, W. (2015). Toxicity of extracts from disposable chopsticks, toothpicks, and paper cups on L-929 cells. Canadian journal of physiology and pharmacology, 93(4), 223-226, aufgerufen am 11.04.2021
  11. Shih, Y. F., Huang, C. C., & Chen, P. W. (2010). Biodegradable green composites reinforced by the fiber recycling from disposable chopsticks. Materials Science and Engineering: A, 527(6), 1516-1521, aufgerufen am 11.04.2021
  12. Jiang, J., Zhu, J., Ai, W., Fan, Z., Shen, X., Zou, C., ... & Yu, T. (2014). Evolution of disposable bamboo chopsticks into uniform carbon fibers: a smart strategy to fabricate sustainable anodes for Li-ion batteries. Energy & Environmental Science, 7(8), 2670-2679, aufgerufen am 11.04.2021
  13. Chen, Y. H., Chang, C. C., Chang, C. Y., Yuan, M. H., Ji, D. R., Shie, J. L., ... & Ko, C. H. (2017). Production of a solid bio-fuel from waste bamboo chopsticks by torrefaction for cofiring with coal. Journal of Analytical and Applied Pyrolysis, 126, 315-322, aufgerufen am 11.04.2021
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