Probiotika findet man zwar oft in fermentierten Lebensmitteln, doch nicht alle fermentierten Lebensmittel enthalten auch Probiotika. Probiotika sind bestimmte Mikroorganismen, die wissenschaftlich auf ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften hin untersucht worden sind und als “gutartige Bakterien” bezeichnet werden.
Mikroorganismen werden schon seit Menschengedenken im Essen verwendet. Auf die eine oder andere Weise sind fast alle Kulturen der Welt mit fermentierten Lebensmitteln vertraut.1 Dazu gehören auch Probiotika.
Was sind Probiotika?
Die FAO und die WHO definieren Probiotika als "lebende Mikroorganismen, die, wenn sie in angemessenen Mengen verabreicht werden, dem Wirt einen gesundheitlichen Nutzen bringen".3 Mit anderen Worten: Probiotika müssen zum Zeitpunkt des Verzehrs in einer gewissen Menge lebendig (lebende Bakterien oder Hefen) sein.
Das bedeutet auch, dass Probiotika ganz klar als für den Verzehr tauglich betrachtet werden müssen. Wie alle anderen Nahrungsmittelbestandteile werden auch Probiotika auf ihre gesundheitliche Unbedenklichkeit geprüft. Für gefährdete Gruppen wie beispielsweise Säuglinge, führt man zusätzliche Verfahren durch. Außerdem wird jeder Probiotika-Strang klinischen Studien unterzogen, die die gesundheitsfördernde Wirkung nachweisen sollen.
Heutzutage sind Probiotika in vielen Lebensmitteln auf dem Markt enthalten: von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu Lebensmitteln wie Molkereierzeugnissen, pflanzlichen Produkten und Säften.
Wie viele Probiotika brauche ich?
Die Anzahl von Probiotika in einem Lebensmittelprodukt ist oft sehr hoch: 1 Milliarde, 10 Milliarden, 20 Milliarden, 50 Milliarden und so weiter ...
Die Wissenschaft ist sich darüber einig, dass man pro Tag mindestens 1 Milliarde Mikroorganismen zu sich nehmen sollte, um den Probiotika-Effekt zu erzielen. Weniger geht natürlich auch – sofern die Menge durch klinische Studien abgedeckt ist.4
Je höher die Anzahl, desto besser?
Nicht unbedingt. Klinisch erprobte probiotische Stränge werden in der untersuchten Dosierung immer noch mehr positive Auswirkungen haben als höhere Dosierungen eines Strangs, der klinisch noch nicht untersucht worden ist.5
Gutartige Bakterien vs. bösartige Bakterien
Weil Probiotika gesundheitsfördernde Eigenschaften haben, nennt man sie manchmal “gute Bakterien”. Aber das ist natürlich eine vereinfachte Formulierung: Bakterien gehören einer großen Organismus-Familie an und finden sich fast überall auf der Erde, so auch im Menschen. Man schätzt, dass unser Planet von Billionen verschiedener Mikroorganismus-Spezien bewohnt wird (also eine Million Millionen) – und davon sind weniger als 1% menschliche Pathogene.7,8 Es gibt also eine Menge “Gute” da draußen, wenn man damit diejenigen Bakterien meint, die für die Gesundheit des Menschen nicht schädlich sind.
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Probiotika
Probiotika werden auf vielen verschiedenen Gebieten erforscht: von der Mundgesundheit über Dermatologie, gastrointestinale Beschwerden, der Immunfunktion bis hin zu psychologischen Eigenschaften wie die Stimmung eines Menschen.9 Doch die Evidenzebenen in den unterschiedlichen Anwendungsgebieten können drastisch voneinander abweichen, da manche förderliche Eigenschaft eher allgemein akzeptiert wird als andere. Zu den allgemein anerkannten positiven Eigenschaften von Probiotika gehören unter anderem folgende:
- Verbesserung des Laktoseabbaus: Die Joghurt-Symbiose (Lactobacillus delbruekii Subspezies bulgaricus und Streptococcus thermophilus) hat die Fähigkeit, den Laktoseabbau bei Menschen mit Laktose-Verdauungsstörungen zu verbessern.10 Dieser Nutzen ist mittlerweile von der EFSA anerkannt.
- Darmgesundheit: Immer mehr wissenschaftliche Studien zeigen, dass bestimmte Probiotika-Stränge einen gesunden Gastrointestinaltrakt fördern.4 Darüberhinaus wird derzeit erforscht, wie die Probiotika mit der Darmflora, also der Bakteriengemeinschaft im Darm, interagiert.11,12
- Immunsystem: Auf ähnliche Weise wurde mit Hilfe von Studien untersucht, welche Rolle die Probiotika bei der Förderung eines gesunden Immunsystems spielen. In diesem Fall scheinen die Vorzüge allerdings mehr mit der zu testenden Auswahl spezifischer Probiotika- Stränge zusammenzuhängen.3
- Stimmung: Obwohl die wissenschaftliche Forschung hier noch in den Kinderschuhen steckt, scheint sich schon abzuzeichnen, dass sich Probiotika durch die Darm-Gehirn-Verbindung positiv auf die Stimmung auswirken können.13,14
Habt ihr schon einmal eure Ernährung mit Probiotika ergänzt? Schreibt uns gerne darüber einen Kommentar!
- Marco (2017). “Health benefits of fermented foods: microbiota and beyond”. Accessed 16 June 2020.
- FAO/WHO (2002). “Probiotics in food. Health and nutritional properties and guidelines for evaluation.”. Accessed 9 March 2020.
- International Probiotics Association (2018). “Criteria To Qualify A Microorganism Designated As ‘Probiotic’ In Foods, Beverages And Dietary Supplements” IPA website. Accessed 16 June 2020.
- Hill (2014). “The International Scientific Association for Probiotics and Prebiotics consensus statement on the scope and appropriate use of the term probiotic”. Accessed 9 March 2020.
- Sanders (2018). “Probiotics for human use”. Accessed 9 March 2020.
- Locey (2016). “Scaling laws predict global microbial diversity”. Accessed 9 March 2020.
- Nature editorial (2011). “Microbiology by numbers”. Accessed 9 March 2020.
- “Probiotics: What You Need To Know”. NIH USA Website. Accessed 9 March 2020.
- Wilkins (2017). “Probiotics for Gastrointestinal Conditions: A Summary of the Evidence”. Accessed 16 June 2020.
- EFSA (2010). “Scientific Opinion on the substantiation of health claims related to live yoghurt cultures and improved lactose digestion (ID 1143, 2976) pursuant to Article 13(1) of Regulation (EC) No 1924/2006”. Accessed 9 March 2020.
- Derrien (2015). “Fate, activity, and impact of ingested bacteria within the human gut microbiota”. Accessed 9 March 2020.
- Hemarajata (2013). “Effects of probiotics on gut microbiota: mechanisms of intestinal immunomodulation and neuromodulation”. Accessed 9 March 2020.
- Mayer (2015). “Gut/brain axis and the microbiota”. Accessed 9 March 2020.
- Liu (2018). “Gut–Brain Axis and Mood Disorder”. Accessed 9 March 2020.
Bleib mit unserem Newsletter (in Englisch) über Neuigkeiten auf dem Laufenden