Hunde und Katzen gehören zu den beliebtesten Haustieren. Im Jahr 2020 lebten laut Statista rund 10,56 Millionen Hunde und 15,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten. Und jeder einzelne Besitzer möchte seinem haarigen Mitbewohner natürlich nur das beste Essen auftischen.
Im Jahr 2020 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2 in Deutschland alleine rund 1,074 Millionen Tonnen Hundefutter sowie etwa 540.000 Tonnen Katzenfutter produziert. Alleine im Supermarkt gibt es eine große Auswahl an Nahrungsmitteln für jede Rasse und Lebenslage.
Aber wie nachhaltig und artgerecht ist das herkömmliche Hunde- und Katzenfutter eigentlich?
Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so einfach. Denn bereits ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe führender Futterhersteller wirft viele Fragen auf. Neben Fleisch und Gemüse finden sich dort nicht selten auch Konservierungsstoffe, Zucker und Weizen wieder. Und das ist nicht unbedingt gesund für die Vierbeiner.
Deutschlands Marktführer für Hundefutter heißt Pedigree. Auch auf der Rückseite der gelben Verpackung mit fröhlichen Hunden darauf, finden Haustierbesitzer oft unerfreuliche Zutaten. Nach eigenen Angaben mischt das Unternehmen einigen seiner Produkte Geschmacksverstärker bei, um den Appetit der Hunde anzuregen und sorgt mit der Zugabe von Weizen und Reis für die nötigen Ballaststoffe. 3
Ganz ähnlich handhabt das auch Whiskas – Deutschlands führender Katzenfutterhersteller. Auch auf den lila Verpackungen der beliebten Marke steht oft Zucker, Getreide und Zusatzstoffe. Laut dem Unternehmen sind all das aber keine schädlichen, sondern teilweise sogar gesunde Nährstoffe für die kleinen Stubentiger. 4
Aber ist das wirklich so – oder einfach nur eine Verkaufsmasche?
Fakt ist, dass immer mehr Vierbeiner an Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien leiden. Viele Hunde und Katzen vertragen die industrielle Haustiernahrung heute nicht mehr, leiden an Verdauungsbeschwerden und Juckreiz. 5
Der Grund dafür liegt in der Herkunft der beliebten Haustiere. Denn die Vorfahren von Hund und Katze sind Wolf und Wildkatze – beides auch heute noch Fleischfresser. Würde man unsere Haustiere in die freie Wildbahn entlassen, würden sie sich also vermutlich hauptsächlich von Frischfleisch, Pflanzen und Kräutern ernähren.6 Und trotz jahrelanger Evolution ist das Verdauungssystem der Vierbeiner nach wie vor nicht auf die Verdauung von Getreide und Konservierungsstoffen ausgelegt. Die Folge: Gesundheitsprobleme.
Was sind die Alternativen?
Viele Hunde- und Katzenbesitzer sind deshalb auf die sogenannte BARF-Ernährung (biologisch artgerechte Rohfütterung) umgestiegen. Dabei füttern sie ihre Schützlinge ausschließlich mit frischem Fleisch, Innereien und Gemüse. Damit wissen sie jederzeit, was wirklich in der Nahrung ihres Haustieres steckt. 7
Natürlich gibt es aber auch im Supermarkt oder Fachhandel durchaus gesunde und nachhaltige Haustiernahrung. Sie ist nur manchmal nicht ganz so einfach zu erkennen. Wer seinen Hund oder seine Katze gerne möglichst artgerecht ernähren möchte, der sollte dabei vor allem darauf achten, dass Fleisch möglichst weit vorne in der Liste steht. Denn genau wie bei anderen Nahrungsmitteln gilt: Je weiter vorne eine Zutat steht, desto mehr steckt davon auch drin.
Um unseren haarigen besten Freunden ein möglichst langes, gesundes Leben zu ermöglichen, benötigen sie nämlich bestimmte Nährstoffe. Und die sollten unbedingt in der Nahrung enthalten sein. Vor allem Proteine – am besten tierischen Ursprungs – helfen Hunden und Katzen dabei, ihre Muskeln zu kräftigen, die Zellerneuerung zu stärken und bei der Produktion von Botenstoffen und Hormonen. Fette besorgen sie mit Energie wertvollen Fettsäuren und Kohlenhydrate spenden Energie und Ballaststoffe. 8
Eine Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sagt dazu: „ Die Bedarfsdeckung muss im Vordergrund stehen. Diese kann von Rasse zu Rasse aber auch von Individuum zu Individuum sehr unterschiedlich sein. Auch die Wahl zwischen Naß- oder Trockenfutter hängt von individuellen Bedingungen ab. Beispielsweise sind auch Allergien bei der Auswahl der Komponenten zu beachten.“
Peter Radewahn, Geschäftsführer vom Deutschen Verband Tiernahrung e.v., fügt hinzu: „Eine Grenze ist regelmäßig dort erreicht, wo es neben den genannten Höchstgehalten an unerwünschten Stoffen zu wirklichen Mangelerscheinungen an Energie, Protein oder anderen wichtigen Nährstoffen wie Mineralien für die Tiere kommen kann.“ In einem als Alleinfuttermittel gekennzeichnetem Produkt müssten also alle wichtigen Nährstoffe für einen Tag enthalten sein.
Da Fleisch etwa 70 Prozent der Ernährung von Hunden und Katzen ausmachen sollte, ist das wohl die wichtigste Position auf der Zutatenliste. Eine dauerhafte vegetarische oder sogar vegane Ernährung von Hund und Katze ist damit alles andere als gesund für das Tier. Oft werden die tierischen Produkte im Hunde- und Katzenfutter allerdings nicht einzeln aufgelistet sondern unter „Fleisch und tierische Nebenprodukte“ zusammengefasst. Nicht selten entsteht dadurch der Eindruck, dass im Haustierfutter die Abfallprodukte aus der Fleischindustrie landen.
Wie nachhaltig ist die Herstellung von Nahrung für Hund und Katze?
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Klar ist, dass für Tiernahrung nicht extra Tiere geschlachtet werden. Das macht die ganze Industrie deutlich nachhaltiger – zumindest so nachhaltig, wie die Fleischindustrie für den menschlichen Bedarf eben sein kann. Die Konsequenz daraus ist aber, dass im Futter nur Fleisch landet, das grundsätzlich auch für den menschlichen Verzehr geeignet ist.
Radewahn erklärt das Ganze so: „Fleisch und Fleischprodukte stammen auch in der Heimtierfütterung von für den Menschen genusstauglichen Tieren, die wiederum in anerkannten und überwachten Schlachthöfen verarbeitet werden. Es handelt sich teilweise um Fleisch hochwertiger Teilstücke aus den Schlachtungen und teilweise um Produkte, die in der menschlichen Ernährung wenig oder keinen Absatz finden, auch wenn sie genusstauglich wären.“
Das können zum Beispiel der Euter, die Lunge, Pansen oder auch Ohren sein. Positiver Nebeneffekt: Es wird möglichst alles vom Schlachttier verwendet, was zu mehr Nachhaltigkeit in der Fleischindustrie beiträgt. Übrigens ist das auch der Grund, warum es kaum Bio-Haustiernahrung gibt. Denn solange wir Menschen nicht mehr Bedarf an Bio-Fleisch haben, fehlt auch das entsprechende Fleisch für unsere Vierbeiner.
„Die Gestaltung der Produkte hat immer zum Ziel, eine tiergerechte Ernährung sicherzustellen, einen optimierten ökonomischen Erfolg für die Verwender zu erreichen und dabei mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch bei minimierter Umweltbelastung in der Produktgestaltung auszukommen“, sagt Radewahn.
Wo kommt das Futter für unsere Haustiere eigentlich her?
Aber nicht nur die Inhaltsstoffe der Heimtiernahrung geben einen Hinweis auf die Nachhaltigkeit des Produktes. Umweltbewusste Tierhalter sollten außerdem einen Blick auf die Herkunft des Futters werfen. Denn neben den in Deutschland produzierten Produkten werden zahlreiche importierte Futterprodukte angeboten. Im vergangenen Jahr wurden alleine rund 763.000 Tonnen Hunde- und Katzenfutter importiert. Die wichtigsten Ursprungsländer waren Polen, die Niederlande, Liechtenstein und Frankreich.
Wie gut das Futter am Ende vertragen wird, das sehen Tierbesitzer an einem ganz einfachen Indiz: Dem Hundehaufen. Hier gilt eine Faustregel: Je kleiner und fester der Kot des geliebten Vierbeiners ist, desto besser wird das Fressen von seinem Körper verwertet. Was die Nachhaltigkeit des Futters angeht, gestaltet sich das Ganze schon etwas schwieriger.
Die Sprecherin des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft gibt zu bedenken: „ Es besteht keine Verpflichtung für Angaben zur Nachhaltigkeit des Futtermittels.“ Tiere werden für das Fressen von Hund und Katze zwar nicht extra geschlachtet, aber dennoch kann es durch Lieferwege und Produktionsstandards Unterschiede in der Umweltbelastung geben.
- 'Fakten über unser Futter', Pedigree, abgerufen September 2021
- 'Fragen & Antworten', Whiskas, abgerufen September 2021
- 'Erhebungen zur Fütterung von Hunden und Katzen mit und ohne Verdacht auf eine Futtermittelallergie in Deutschland', Nicola Stephanie Becker, 2009
- 'Entdecke die Haustiere', Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, August 2018
- 'Barf beim Hund', Vetpedia, abgerufen September 2021
- 'Hunde richtig ernähren', Tierschutzbund, abgerufen September 2021