Fischzuchten: Das ASC-Zertifikat | Nachhaltige Meeresfrüchte kaufen
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Fischzuchten: Das ASC-Zertifikat | Nachhaltige Meeresfrüchte kaufen

Ist dir schon einmal das hellgrüne ASC-Label auf den Verpackungen von Fischprodukten aufgefallen? Dieses Label zeigt an, dass hinter dem Produkt eine verantwortungsvolle Aquakultur steht und damit sozusagen der “kleine Bruder” des blauen MSC-Labels ist. Aber was steckt wirklich dahinter und welche Standards müssen erfüllt werden, um ein grünes Label zu erhalten?

Der Unterschied zwischen MSC und ASC 

Grundsätzlich sollen beide Label den Erwerb von zertifizierten, nachhaltigen Meeresfrüchten erleichtern. Wo genau liegt also der Unterschied zwischen den beiden?

MSC steht für “Marine Stewardship Council” und wird vergeben, um nachhaltigen Wildfang zu kennzeichnen. ASC wiederum beschreibt nachhaltige Aquakultur, also künstlich angelegte Zuchten verschiedener Meeresfrüchte. Wie auch der MSC ist der sogenannte “Aquaculture Stewardship Council” eine anerkannte gemeinnützige Organisation.1

Hier kannst du mehr über das MSC-Label lernen.

Wozu brauchen wir das ASC-Label?

2016 wurden weltweit über 171 Millionen Tonnen wilder Fisch gefangen. Während die Fangmenge danach stagnierte, wuchs die Nachfrage immer weiter; eine Lösung musste gefunden werden. Künstlich angelegte Aquakulturen wie zum Beispiel die sogenannten Fischfarmen füllen seitdem die Lücke und entwickeln sich zu einem immer größer werdenden Wirtschaftsbereich.2 Mit dieser wachsenden Popularität rücken die Aquakulturen aber auch in den Fokus der Öffentlichkeit, und Fragen bezüglich der Nachhaltigkeit und der sozialen Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden werden lauter.

Mit diesen Fragen im Kopf und der Erkenntnis, dass Aquakulturen heutzutage eine der weltweit wichtigsten Bezugsquellen von Proteinen und damit nicht mehr wegzudenken sind, wurde der ASC gegründet. Das Ziel? Über eine Steuerung des Einkaufsverhaltens der Endkunden zu bewirken, dass Aquakulturfirmen negative Umwelteinflüsse ebenso wie soziale Ungerechtigkeiten stark reduzieren. Wie genau sieht das aber aus?

Die ASC-Standards: Was ist enthalten?

Die ASC-Standards basieren auf Best Practice-Beispielen und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie wurden gemeinsam mit der FAO (“Food and Agriculture Organization”) entwickelt und folgen unter anderem auch dem “ISEAL Alliance Code of Good Practices for Setting Social and Environmental Standards”. Das bedeutet, der Standardisierungsprozess ist glaubwürdig, vollständig und transparent und kann von jedem Interessierten nachvollzogen werden.3,4 Für das ASC-Label wurde damit ein Kriterienkatalog mit über 150 Indikatoren erstellt, die in zwei Kategorien zusammengefasst werden können:5

1. Ökologische Nachhaltigkeit 

Dieser Bereich fokussiert sich auf die Kernfragen der möglichen Umwelteinflüsse einer Aquakultur sowie einigen tierschutzrelevanten Aspekten im Umgang mit den Fischen und weiteren Ressourcen. Dazu gehören unter anderem eine strenge Regulierung der Wasserqualität, Auflagen zu einer artgerechten Fütterung und - dieser Punkt ist besonders wichtig - die Minimierung des Einflusses auf wilde Fischarten (z. B. durch das Verhindern einer Populationsvermischung, wodurch Krankheiten übertragen werden könnten). Die Kriterienkataloge legen außerdem fest, dass Antibiotika und andere Chemikalien nur in geringen Mengen und bei guter Begründung eingesetzt werden dürfen. Die Standards für Shrimps geben zum Beispiel an, dass direkte Behandlungen der Tiere mit Antibiotika verboten sind, Rückstände von Krankheitserregern im Wasser aber durchaus bis zu einem gewissen Grad mit antibiotischen Mitteln bekämpft werden können.6

2. Soziale Verantwortung 

Mitarbeitende in ASC-zertifizierten Firmen müssen verantwortungsvoll und mit Respekt behandelt werden, dazu gehören zum Beispiel ein sicheres Arbeitsumfeld und das Verbot von Kinderarbeit. Ein weiterer Aspekt ist die Vorgabe, lokale Gemeinschaften einzubeziehen und damit zu einem wirtschaftlich positiven Einfluss auf die jeweilige Region beizutragen. 

  1. Ein Komitee entscheidet, welche genauen Spezifika für folgende elf Gruppen von Arten angewandt werden: 7
  2. Abalonen/Seeohren
  3. Muscheln (Sandmuscheln, Miesmuscheln, Austern, Jakobsmuscheln)
  4. Flundern
  5. Süßwasserforellen
  6. Welse
  7. Lachse
  8. Wolfsbarsche, Seebrassen, Adlerfische
  9. Stachelmakrelen, Kobia (Königsfisch oder Offiziersbarsch)
  10. Shrimps
  11. Buntbarsche
  12. Tropische Flossenfische

Obwohl die Gruppen dieser Liste den Großteil aller Spezien aus Aquakulturen umfassen, gibt es noch immer einige, für deren Endprodukte kein Zertifikat erworben werden kann. Die gelisteten Gruppen wurden nach folgenden Kriterien ausgewählt: Einfluss auf Umwelt und Gesellschaft, Marktwert und internationaler Geschäftswert. Innerhalb der Gruppen existiert wiederum für jede Spezies ein eigener, detaillierter Standard.

Mögliche Probleme mit dem ASC-Label 

Das Label steht vor den gleichen Herausforderungen wie andere nachhaltige Zertifizierungsprozesse. Eine häufige Komplikation entsteht aufgrund sozialer Ungerechtigkeit: Während die Standards an den Anforderungen der Länder orientiert sind, die die Produkte erwerben - also tendenziell reichere Länder, die sich eine hohe Lebensmittelsicherheit leisten können -, können viele ärmere Länder die hohen Kriterien nicht einhalten. 

Das ASC-Label ist seit jeher maßgeschneidert für die mächtigsten Stakeholder der Aquakulturindustrie, dennoch ist Input von der Öffentlichkeit jederzeit durch Foren und Onlineumfragen willkommen.8

Weitere Probleme bei der Bewerbung um das Label sind zum Beispiel die Sprachbarriere oder die Erreichbarkeit von Informationen. Und sollten diese überwunden werden, so wartet ein aufwendiger und komplizierter Prozess zur Einhaltung der Standards auf den Bewerber.8 Es könnte zukünftig eine Lösung sein, geografisch angepasste Kriterien zu definieren und die Bewerbung so attraktiver zu gestalten.

Für den Fischzüchter ist das Label außerdem eine kostspielige Angelegenheit. Der ASC bekommt zwar kein Geld während des Bewerbungsprozesses, wird aber am Umsatz der zertifizierten Betriebe beteiligt, um die Funktionstüchtigkeit der Organisation zu gewährleisten. Dieser Umstand führt in ein Dilemma: Kleine Farmen, die sich erst ein Standing auf dem Markt erarbeiten müssen, verfügen häufig nicht über den finanziellen Rückhalt, um auf einen Teil ihres Umsatzes zu verzichten.  Dagegen können die großen Player ihre Vormachtstellung durch das Zertifikat weiter ausbauen. 8,9 Um diese Ungerechtigkeit anzugehen, bietet der ASC kleineren Unternehmen seit kurzem an, ein Gruppenzertifikat zu erwerben. 10

Ist es also notwendig, ein ASC-Label zu haben? 

Das ASC-Zertifikat ist nicht perfekt, aber es trägt einen Teil dazu bei, Fischzüchter in eine nachhaltigere Marktstruktur zu integrieren. Es wird stetig verbessert und angepasst und greift dabei auf die Hilfe von Wissenschaftlern, NGOs, der Industrie und der Öffentlichkeit zurück. Kontrollen, Verbesserungen und Neubewertungen sind nicht nur für die Fischzuchten, sondern auch für den Standard selbst obligatorisch und werden periodisch durchgeführt. 

Das Label ist eine Win-Win-Situation für Konsumenten und zertifizierte Betriebe. Während für den Käufer die Wahl eines nachhaltigen Produkts vereinfacht wird, erhalten die Betriebe die Aufmerksamkeit und Werbung.

Schaust du nach dem ASC-Logo auf deinen Meeresfrüchten? Schreibe uns gerne einen Kommentar!

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