Die Geschichte des Eises | Vom Milcheis zu Magnum

Die Geschichte des Eises | Vom Milcheis zu Magnum

Das Klingeln eines vertrauten, lokalen Eiswagens zaubert Kindern weltweit ein Lächeln in die Gesichter. Doch obwohl es Eis schon seit Tausenden von Jahren gibt, ist es noch lange keine erschwingliche Leckerei - wie heutzutage - gewesen. Unsere Geschichte beginnt im alten China…

 2000 v. Chr., China - Milcheis und Fruchteis1

Vor über 4000 Jahren begannen Bauern in China ihre Nutztiere zu melken. Milch war daher eine rare Ressource und wurde unter dem chinesischen Adel schnell zur hoch geschätzten Ware. Ihre bevorzugte Konsistenz zur Nahrungsaufnahme war eine weiche Paste aus verkochtem Reis, Gewürzen und Milch - nicht viel anders als der heutige Milchreis.

Doch während eine Schüssel warmer Milchreis an einem kalten Wintertag wunderbar ist, ist sie im Hochsommer nicht unbedingt das Richtige. Im Sommer begannen daher Adlige, sich Schnee aus den Bergen bringen zu lassen, und diese weiche Reismilchpaste mit Schnee zu umhüllen, damit sie einfriert. Das daraus entstehende „Milcheis“ war ein erfrischender Sommergenuss und aufgrund des schwierigen Transports von Schnee durch China im Sommer, wurde es auch als ein Zeichen großen Wohlstands angesehen. 

Als Milcheis zunehmend beliebter wurde, experimentierten die Chinesen alternativ mit der Zugabe von Fruchtsaft und Fruchtfleisch zum Schnee, um „Fruchteis“ herzustellen - sonst bekannt als die ersten Schneetüten der Welt. Als die Popularität dieser erfrischenden Sommergenüsse wuchs und Methoden zur Konservierung und zum Transport immer besser wurden, wurde es langsam für die Öffentlichkeit erhältlich. Schubkarren mit Milch- und Fruchteis wurden schon bald auf den Straßen von Peking im Sommer zur Selbstverständlichkeit - und es gab die ersten Eisverkäufer der Welt.

1300er Jahre - das erste moderne Eis2

Die alten Chinesen legten den Keim für das moderne Eis, aber es waren die Italiener, die ihn hegten und pflegten, bis er sich zum heutigen Eis entwickelte. Es dauerte über 3000 Jahre, bis das chinesische Milcheis die italienischen Küsten erreichte, und sobald dies der Fall war, wurde das Rezept für Milcheis unter dem italienischen Adel zu einem streng gehüteten Geheimnis. Winterschnee wurde in riesigen unterirdischen Kellern für den Sommer eingelagert - wenn Eis wieder zu einer nur den reichsten Bürgern vorbehaltenen Leckerei wurde. 

Eis war in jener Zeit als so exklusiv angesehen, dass es bei der Hochzeit von der Venezianerin Caterina de Medici und dem späteren König von Frankreich, Heinrich II,  verwendet wurde, um die italienische Raffinesse zur Schau zu stellen. Italienische Köche kreierten Fruchteis verschiedener Geschmacksrichtungen für jeden Tag der Feier - wodurch neue und aufregende Geschmacksrichtungen wie Zitrone, Limette, Orange, Kirsche und Walderdbeeren zum ersten Mal für Gaumenfreuden sorgten. 

In einem dieser innovativen Rezepte ersetzten die Köche Milch mit gesüßter Sahne und verwandelten dadurch das traditionelle chinesische Milcheis in eine reichhaltigere, mildere Nachspeise - das weltweit erste echte „Eis“.

1500er Jahre - Zuerst Europa, dann die Welt3

 

Erst in den 1560er Jahren begann Eis in beschleunigtem Tempo an Popularität zu gewinnen, teilweise dank Blasius Villafranca (eines in Rom lebenden spanischen Arztes). Blasius entdeckte, dass der Schnee schneller schmilzt und das Eis festfriert, wenn man Eis oder Schnee mit Wasser und Salpeter vermischt. Diese Entdeckung ermöglichte den Florentiner Konditoren, das weltweit erste feste, richtig gefrorene Eis herzustellen. Weniger als 10 Jahre später wurde die kultige Eisbombe („bombe glacee“) zum Grundnahrungsmittel auf ausgefallenen italienischen Esstischen. 

Italien konnte eine so herrliche Nachspeise nicht für sich behalten und bis 1870 hatten italienische Einwanderer das Geheimnis der Eisherstellung an ganz Europa weitergegeben. Es eroberte die Herzen überall und Schubkarren mit den sogenannten „Penny Licks“ wurden schnell zum alltäglichen Anblick bis in die Straßen Londons. Das Rezept überquerte dann den Atlantik nach Amerika, wobei es Thomas Jefferson offenbar nach Philadelphia brachte - das später zur Eishauptstadt Amerikas wurde und wo weitere Köstlichkeiten wie Eiscreme-Soda erfunden wurde.

1900er Jahre, USA - Eiswaffel oder Becher?4

 

Fast 4000 Jahre nach der Erfindung von „Milcheis“ aß man seine gefrorene Sahne-Leckerei immer noch aus Tellern und Schüsseln. Erst auf der Weltausstellung in St. Louis im Jahr 1904 kam es zum Durchbruch der ersten essbaren Eistüte. Die Geschichte geht so: Arnold Fornachou, ein amerikanischer Eisverkäufer, hatte keine Becher zum Eisverkauf mehr. Anstatt seine Sachen zu packen und nach Hause zu gehen, schloss er sich mit Ernest Hamwi zusammen, einem syrischen Bäcker, der sich auf Waffelherstellung spezialisiert hatte. Sie rollten Waffeln zu einer Eistüte zusammen, füllten sie mit Eis und diese „Weltausstellung-cornucopias“ wurden zum sofortigen Hit. 

Handgerollte Eiswaffeln blühten in den USA schnell auf, aber konnten bis 1912 die Becher nicht wirklich ersetzen, als die erste Maschine zur Herstellung von Eiswaffeln erfunden wurde. Spring 100 Jahre vorwärts und die bescheidene Eiswaffel ist noch immer ein klarer Favorit.

2000er Jahre, überall - Was nun?

Vorspulen auf heute und Eis ist noch immer die Leckerei erster Wahl, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Jedes Jahr werden weltweit zig Milliarden Liter Eis hergestellt und verspeist.5  Insbesondere, wie es scheint, in Europa, wo beinahe 30% des gesamten Eises weltweit gegessen wird!6

Doch Eis entwickelt sich auch heute noch. Das feinste italienische Gelato schmeckt gewiss herrlich, aber dank neuer Technologien und neuer Ideen könnte das Eis von morgen wirklich unglaublich sein - es könnte sogar der Sonne standhalten und nicht schmelzen oder im Dunkeln leuchten!

Kennst du auch einige besondere Eis-Varianten? Teile uns gerne deine Favoriten in den Kommentaren unten mit!

Hinweise
  1. Panati, Charles (1989). Panati’s Extraordinary Origins of Everyday Things. William Morrow, HarperCollins. Pg 418. Zugriff am 14. Juli 2020
  2. Panati, Charles (1989). Panati’s Extraordinary Origins of Everyday Things. William Morrow, HarperCollins. Pg 419. Zugriff am 14. Juli 2020
  1. Panati, Charles (1989). Panati’s Extraordinary Origins of Everyday Things. William Morrow, HarperCollins. Pg 420. Zugriff am 14. Juli 2020
  2. Panati, Charles (1989). Panati’s Extraordinary Origins of Everyday Things. William Morrow, HarperCollins. Pg 421. Zugriff am 14. Juli 2020
  3. Chris Clarke (2012) ‘The Science of Ice Cream’. RSC Publishing. Zugriff am 14. Juli 2020.
  4. Global Ice Cream Market Insights, Forecast to 2025. 360 Market Updates. Zugriff am 14. Juli 2020.
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