Der EU Green Deal: 5 Wege, wie die neue Strategie unser Lebensmittelsystem beeinflussen könnte
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Der EU Green Deal: 5 Wege, wie die neue Strategie unser Lebensmittelsystem beeinflussen könnte

Die Europäische Kommission hat vor Kurzem die neue sogenannte „Farm to Fork“- Strategie (vom Bauernhof auf die Gabel) bekannt gegeben, die den Lebensmittelmarkt innerhalb des nächsten Jahrzehnts fairer, gesünder und umweltfreundlicher gestalten soll. Das heißt auch, dass sich unser Konsumverhalten verändern wird. Hier sind fünf Beispiele dafür.

Der Ausdruck “Farm to Fork” beschreibt ein ganzheitliches Lebensmittelsystem, das sämtliche Akteure der Lebensmittelketten einschließt. Gleichzeitig steht er  für eine kurze Lebensmittelversorgungskette – also möglichst wenige Zwischenstopps vom Bauernhof zum Konsumenten.

Die neue Strategie ist ein Teil des EU Green Deals, einer ganzen Reihe an politischen Zielen und Abkommen mit dem gemeinsamen Ziel, dass Europa bis 2050 klimaneutral wird. Die „Farm to Fork“-Strategie richtet sich dabei v.a. an drei Kernpunkte der Lebensmittelkette: Produktion, Transport und Lebensmittelabfall. Es ist ein Langzeitplan, der ein wenig Zeit benötigen wird, bis er in ganz Europa umgesetzt wird. Trotzdem können wir schon jetzt festhalten, was sich in unserem Alltag verändern könnte: 

1. Mehr Bio-Lebensmittel

Die “Farm to Fork”-Strategie sieht vor, dass mindestens 25% der landwirtschaftlichen Fläche bis 2030 für den Anbau von Bio-Produkten genutzt wird. Ein großer Sprung: Momentan sind es nämlich nur etwa 7,5% 2 Das hieße, dass ein wesentlich größerer Anteil der Lebensmittelprodukte auf dem Markt Bioprodukte wären.  Dafür soll 2021 ein neues Gesetz zur Unterstützung des Anbaus von Bio-Lebensmitteln in Kraft treten. Dieses Gesetz soll den Landwirten der Wechsel zur Bioproduktion erleichtern. Dafür werden auch die Regeln vereinfacht und der Zertifizierungsprozess für den  Bio-Anbau verschlankt. Außerdem soll  eine Gruppenregelung den Zusammenschluss von kleineren Landwirtschaften ermöglichen, um die Kosten und den Aufwand für einen Bio-Anbau für jeden einzelnen zu reduzieren. 

Hier kannst du mehr darüber lesen,  was Bio-Landwirtschaft bedeutet

Ein größeres Angebot an Bio-Lebensmitteln hieße, dass weniger umweltschädliche Pestizide eingesetzt würden, die Haltungsbedingungen der Tiere verbessert würde, und dass nachhaltigere Methoden in der Landwirtschaft eingesetzt würden. Bioprodukte würden somit auch einen höheren Stellenwert im Alltag der Menschen einnehmen – ob die Länder die Landwirte jedoch finanziell unterstützen und die Lebensmittel dadurch für alle erschwinglicher wären,  bleibt abzuwarten.

2. Innovative Verpackungen und Einmal-Besteck

Lebensmittelverpackungen spielen eine wichtige Rolle, wenn es um die Nachhaltigkeit unseres Lebensmittelsystems und die Sicherheit von uns als Konsumenten geht. Momentan wird eine Menge Einweg-Plastik verwendet, aber die „Farm to Fork“-Strategie will genau das ändern.

Wiederverwendbares oder recyclefähiges Material soll die aktuellen Verpackungen ersetzen. Dieser Plan entspricht auch der europäischen Strategie für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft von 2018, die darauf abzielt, möglichst ohne Einweg-Plastik auszukommen.3 Neben den Verpackungen soll auch Einweg-Besteck gegen umweltfreundlichere Alternativen ausgetauscht werden.

Lese hier mehr darüber, welche Maßnahmen nötig sind, um von Plastik auf umweltfreundliche Alternativen umzusteigen

3. Fleischlose Protein-Alternativen

Die “Farm to Fork”-Strategie rückt eine Ernährung mit weniger rotem Fleisch in den Fokus, formuliert diesbezüglich aber keine quantitativen Ziele. Zugunsten der Gesundheit und um weniger Treibhausgase zu produzieren, sollen Konsumenten angeregt werden, andere Proteinquellen in ihre tägliche Ernährung einzubauen.

Dafür bieten sich zum Beispiel Algen, Insekten und Hülsenfrüchte als mögliche Alternativen an. Landwirtschaftliche Nutztiere könnten ebenfalls nachhaltigeres Futter bekommen. Diese Änderungen und die Einführung neuer Lebensmittelprodukte erfordern allerdings neue  (notwendige) Vorschriften, was Zeit kosten wird, aber ihren unbedenklichen Verzehr für die Bevölkerung weiterhin gewährleisten soll. Die Umstellung auf nachhaltige proteinreiche Lebensmittelprodukte wird daher schrittweise erfolgen. Ob dieser Prozess erfolgreich verlaufen wird, hängt von den gesundheitlichen Auswirkungen und der Akzeptanz der Verbraucher ab. 

4. Änderungen in der Lebensmittelkennzeichnung

Die Kommission will mit der “Farm-to-Fork” - Strategie die Verbraucher besser über die Ernährung und die Umweltauswirkungen der von ihnen gekauften Lebensmittel informieren. In den kommenden Jahren könnten diese Informationen auf Lebensmitteletiketten gedruckt werden und zwar in einer einheitlichen und verständlichen Beschriftung. Dabei könnten Angaben sowohl zur Herkunft des Lebensmittelprodukts als auch zur Nachhaltigkeit sogar verpflichtend werden.  Insgesamt soll die Transparenz der Lebensmittelkennzeichnungen mit diesen Maßnahmen deutlich erhöht werden.

5. Verbesserung der Lebensmittelsicherheit

Lebensmittelsicherheit bedeutet, einen Zugang zu bezahlbaren und nahrhaften Lebensmitteln zu gewährleisten. In der EU können sich jedoch circa 43 Millionen Menschen jeden zweiten Tag keine qualitativ gute Mahlzeit leisten.4 In den kommenden Jahren könnten der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität dafür sorgen, dass noch weitaus mehr Menschen, die ohnehin schon in schwierigen Verhältnissen leben, sich nicht mit ausreichend Lebensmitteln versorgen können. Daher plant die EU eine Verbesserung der Ernährungshilfsprogramme, damit nicht mehr so viele Tonnen von Lebensmitteln mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum entsorgt werden müssen. Außerdem möchte man mit diesen Maßnahmen besser für mögliche künftige Krisen gewappnet sein. 

Sind die Ziele der “Farm to Fork“- Strategie realistisch?

Die “Farm to Fork”- Strategie ist ein ambitionierter Plan, der viele Veränderungen in zahlreichen Bereichen mit sich bringen wird, wenn die Ziele erreicht werden sollen. Öffentliches Recht und Politik müssen sowohl in der EU als auch in allen Mitgliedstaaten angepasst werden. Alle Beteiligten der Lebensmittelindustrie – vom Landwirt bis zum Händler – müssen für den Aufbau einer nachhaltigen und stabilen Lebensmittelwirtschaft mitziehen und sich anpassen. Das wichtigste jedoch ist, dass wir als Verbraucher bereit sein müssen, bewusst nachhaltigere Lebensmittel auszuwählen. 

Hier erfahrt ihr, wie die “Farm to Fork”- Strategie das “Null Emissionen” Ziel der EU unterstützt 

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