Das Problem mit den Nachhaltigkeitszertifikaten | Meinung

Das Problem mit den Nachhaltigkeitszertifikaten | Meinung

Wie findet man die nachhaltigsten Speisen und Getränke?

Überall auf der Welt machen sich Menschen immer mehr um zwei bestimmte Themen Gedanken: den Klimawandel und die Umwelt. Viele von uns erkennen mittlerweile auch zunehmend, welche Auswirkungen unsere Kauf-Entscheidungen in Bezug auf den Transport, die Kleidung, auf die Umwelt und die Gesellschaft haben können. 

Den größten Einfluss haben jedoch unsere Lebensmittel, die für immerhin 20 - 30 % der Auswirkungen auf die Umwelt verantwortlich sind.1 Davon betroffen sind viele der Faktoren, die Nachhaltigkeit überhaupt ausmachen: z.B. Landnutzung, Wasserverbrauch, Umweltverschmutzung, Entwaldung und Abfall (wobei an dieser Stelle gesagt werden muss, dass auch Tierschutz und eine faire Entlohnung von Arbeitnehmern wichtige Nachhaltigkeitsfaktoren darstellen).2,3

Sich für nachhaltigere Ernährungsgewohnheiten entscheiden:

Eine Möglichkeit, unseren Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren, ist es, beim Einkauf und Konsumieren von Lebensmitteln ökologischere Entscheidungen zu treffen. Wenn man zum Beispiel nur so viele Lebensmittel einkauft wie man braucht, fallen auch weniger Lebensmittelabfälle an. Dazu könnt ihr auch beitragen, indem ihr weniger verarbeitete Fleischwaren und dafür mehr lokal angebautes Obst und Gemüse einkauft. Zwar stellen immer mehr Menschen auf eine vegane oder vegetarische Ernährung um, doch für diejenigen, die weiterhin Fleisch essen möchten, ist es nicht immer leicht nachvollziehbar,  mit welchen Entscheidungen sie ihre Essgewohnheiten nachhaltiger gestalten können.

Wie können wir uns also für Nachhaltigkeit entscheiden? Experten- und behördliche Empfehlungen können zwar dabei helfen, aber diese Empfehlungen zu verstehen und im Alltag einzusetzen, ist nochmal eine ganz andere Sache. Was wir wirklich brauchen, sind praktische Anleitungen, mit deren Hilfe wir beim Einkaufen nachhaltige Entscheidungen treffen können. Eine Möglichkeit wäre, ein standardisiertes Nachhaltigkeitszertifikat für Speisen und Getränke einzuführen, das uns schon vor dem Kauf auf die nachhaltigen Auswirkungen verschiedener Produkte hinweist.

Das Problem mit Nachhaltigkeitszertifikaten:

Es gibt zwar schon unterschiedliche Nachhaltigkeitszertifikate, doch bei vielen von ihnen handelt es sich eigentlich nur um Tricks für mehr Glaubwürdigkeit oder eben Auszeichnungen, die nur Einzelaspekte der Nachhaltigkeit hervorheben. Der CO2-Fußabdruck eines Lebensmittels sagt beispielsweise nur etwas über Treibhausgasemissionen aus. Das ist insoweit ein Problem, da es wesentlich mehr Faktoren gibt, die ein Produkt nachhaltig machen. 

Dazu sagt die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen folgendes: „Nachhaltige Ernährungsweisen ... schützen und respektieren die biologische Vielfalt und die Ökosysteme, sind kulturell vertretbar, jedem verfügbar, ökonomisch gerecht und finanziell leistbar, ernährungsphysiologisch geeignet, sicher und gesundheitsfördernd, und sie verbessern gleichzeitig die Lebensgrundlagen für Natur und Mensch“.4

Hier könnt ihr mehr über MSC-Zertifikate für nachhaltig gefangene Meerestiere lesen

Sollte es also unterschiedliche Nachhaltigkeitszertifikate geben?

Die Antwort auf das Problem könnte eine Art übergeordnetes Zertifikat sein, das viele unterschiedliche Nachhaltigkeitsaspekte aufgreift. Dieses Zertifikat könnte zum Beispiel darüber Aufschluss geben, ob dem Tierwohl besondere Wichtigkeit eingeräumt wurde, ob die Arbeiter, die das Lebensmittel produziert haben, fair entlohnt wurden, oder wie viel Wasser bei der Produktion verbraucht wurde und wie der CO2-Fußabdruck des Produktes aussieht. 

Diese gesammelten Daten auf einer Verpackung abgebildet zu sehen, wäre eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu dem Mangel an Informationen, mit dem wir heutzutage noch konfrontiert sind. Auf diese Weise könnte eine Person, die sich besonders für einen bestimmten Nachhaltigkeitsaspekt - wie zum Beispiel den Wasserverbrauch - interessiert, die entsprechenden Werte vergleichen und diejenige Produktvariante wählen, die ihr am ehesten zusagt.

Allerdings könnte es für noch mehr Verwirrung sorgen, wenn die Verpackung einfach nur mit Information vollgestopft wäre. Wenn wir uns lediglich für Nachhaltigkeit und die Umwelt allgemein interessieren, wäre es immer noch schwierig, sich angesichts so vieler wichtiger Faktoren zwischen den einzelnen Produkten zu entscheiden. 

Eine Möglichkeit, diesen Prozess zu vereinfachen, wäre ein verbraucherfreundliches Zertifikat, das nicht nur Informationen liefert, die für verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte relevant sind, sondern diese Informationen auch – ähnlich dem mittlerweile bekannten „Ampelsystem“ bei Nährwertangaben – farblich unterschiedlich darstellt. Damit könnte man einerseits eine allgemeine „Nachhaltigkeitsbewertung“ zur Verfügung stellen, und andererseits zeigen, in welchen Bereichen das Produkt besonders gut abschneidet.

Ein Nachhaltigkeitszertifikat dieser Art existiert zwar aktuell noch nicht, aber es gibt schon Untersuchungen darüber, welche Informationen die Verbraucher in welchem Format sehen möchten. Bevor jedoch ein Zertifikat entwickelt werden kann, müssen viele weitere Punkte diskutiert und Herausforderungen gemeistert werden. Die gesamten Informationen und Messwerte, die auf dem Zertifikat dargestellt werden sollen, müssen zum Beispiel gesammelt werden; es muss entschieden werden, wie diese bewertet werden können, und um sicherzustellen, dass das Zertifikat vertrauenswürdig ist, muss es entsprechend akkreditiert werden. Auf lange Sicht würde ein solches Zertifikat nicht nur uns als Verbraucher helfen, sondern auch insgesamt zu einem grüneren und nachhaltigeren Planeten führen.

Was wäre euch denn auf einem Nachhaltigkeitszertifikat besonders wichtig? Schreibt uns dazu gerne unten einen Kommentar. 

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